Ängste und Phobien

Ängste sind Gefühle, die jeder von uns kennt. Grundsätzlich haben sie eine Schutzfunktion. Doch manchmal kommt es vor, dass die Ängste so stark werden, dass sie außerhalb jeglicher Kontrolle des Betreffenden sind und das Leben einschränken. Sind die Ängste auf bestimmte Situationen oder Objekte bezogen, so spricht man von Phobien. Die starken Reaktionen auf normal erscheinende Gegebenheiten sind für den Betroffenen meist unerklärlich und der wahre Grund für derartige Ängste und Phobien bleibt meist dem Bewusstsein verborgen.

Wie entwickeln sich Ängste und Phobien?

Eine generelle Antwort darauf gibt es nicht. Verschiedene therapeutische Schulen haben für die Entstehung von Ängsten und Phobien verschiedene Erklärungsmodelle. Man kann aber davon ausgehen, dass Menschen im Laufe ihrer Entwicklung viele angstbesetzte Erlebnisse haben. Einige davon sind so sehr belastend und unangenehm, dass sich das Bewusstsein davor schützt, indem es diese Erlebnisse tief im Unterbewusstsein vergräbt und unserem bewussten Erinnern entzieht. Diese zunächst sinnvoll erscheinende Bewältigungsstrategie führt über kurz oder lang zu Symptomen, die als Angsterkrankungen oder Phobien beschrieben werden.

Nachfolgend werden einige besonders häufige Angsterkrankungen näher beschrieben. Allen diesen Situationen ist die Angst vor der Angst gemeinsam:


Sozialphobie


Im Mittelpunkt der Sozialphobie steht die Furcht vor prüfender Betrachtung durch andere Menschen. Dies führt dazu, dass Menschen mit sozialer Phobie gesellschaftliche Zusammenkünfte meiden, da sie fürchten, Erwartungen anderer nicht zu erfüllen und auf Ablehnung stoßen zu können. Diese Vermeidung sozialer Situationen führt somit oft zur Isolation. Umfassendere soziale Phobien sind in der Regel mit niedrigem Selbstwertgefühl und Furcht vor Kritik verbunden. Die Beschwerden zeigen sich häufig in Erröten, Händezittern, Übelkeit oder Drang zum Wasserlassen. Die Symptome können sich bis zu Panikattacken steigern.
Aufgrund ihres schüchternen Images werden Menschen mit einer Sozialphobie schnell zum Spielball von Mobbern. Auch bessere berufliche Positionen können sie häufig nicht erreiche, da Führungsaufgaben trotz hoher fachlicher Kompetenz nicht ausgeführt werden können. Depressionen und noch stärkerer sozialer Rückzug können dann die Endstationen einer Sozialphobie sein.
Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu 10 % aller Menschen mehr oder minder von einer Sozialphobie betroffen sind. Dabei kann sich die Sozialphobie in unterschiedlichster Form manifestieren:
• in einer Angst vor einer Gruppe von Menschen zu reden oder ein Telefongespräch zu führen,
• in einer Angst vor anderen Menschen zu schreiben oder zu essen,
• in einer Angst davor, rot anzulaufen oder angesprochen zu werden,
• in einer Angst den Blicken anderer Menschen ausgesetzt zu sein (wie z.B. auf einer Party oder einem Familienfest),
• in einer Angst, Gespräche mit Personen des eigenen oder anderen Geschlechts führen zu müssen.


Agoraphobie

Als Agoraphobie bezeichnet man eine Angststörung, die durch bestimmte Orte und Situationen wie weite Plätze oder Menschengedränge ausgelöst wird. Betroffene vermeiden diese Situationen und können im Extremfall nicht mehr die eigene Wohnung verlassen. Eine Agoraphobie liegt auch dann vor, wenn Menschen angstbedingt weite Plätze oder Reisen allein oder generell meiden. Allen diesen Situationen ist eine Angst vor einem Kontrollverlust gemeinsam. Die Betroffenen befürchten so etwa, dass sie im Falle einer Panik oder potentiell bedrohlicher Körperzustände nicht schnell genug flüchten könnten, Hilfe nicht schnell genug verfügbar wäre oder sie in peinliche Situationen geraten könnten. Die Agoraphobie tritt häufig zusammen mit einer Panikstörung auf. Der Betroffene denkt intensiv darüber nach, was passieren könnte und wie man reagieren kann, falls die Angst (in der Öffentlichkeit) wieder ausbricht. Mitunter steigern sich die Betroffenen in eine Panik hinein, die sie regelrecht an ihre Wohnung fesselt.
Der Begriff Agoraphobie steht aber auch für eine Angst, sich in sehr engen Räumen, wie z.B. Fahrstühlen aufhalten zu müssen. Diese Angstform ist ein Unterbegriff der Agoraphobie und wird auch als Klaustrophobie oder Raumangst bezeichnet.
Eine Agoraphobie liegt auch vor, wenn der betroffene Mensch keine weiten Reisen mehr durchführen kann.

Akrophobie

Akrophobie tritt unter anderem auf Türmen, hohen Bergen, vor Abhängen, auf Brücken, Hochhäusern, Balkonen, Leitern auf. Mitunter verbindet sich die Akrophobie mit anderen Angststörungen, etwa der Todesangst. Auch an der Flugangst kann die Akrophobie beteiligt sein. Um die Angst auszulösen, ist nicht zwingend eine große Höhe notwendig. Wenige Meter reichen oft aus. Es gibt Menschen, bei denen die Akrophobie nur im Freien auftritt. Wenn sie etwa hinter einer Glasscheibe stehen, kommt es zu keiner Angstreaktion.
Symptome der Akrophobie sind neben der eigentlichen Angstreaktion etwa intensive Vorstellungen, aus Versehen in die Tiefe zu stürzen oder dies unter einem Kontrollverlust bewusst zu tun.
Wie bei anderen Phobien treten auch hier körperliche Beschwerden auf. Innerhalb weniger Sekunden oder Minuten können die Symptome Atemnot, Herzklopfen, Herzrasen, Benommenheit, Schwindel, Schwitzen, Brustschmerzen oder Engegefühl in der Brust auftreten. Die Höhe, ab der die Höhenangst einsetzt, wird als „Angsthöhe“ bezeichnet. Sie ist von Mensch zu Mensch verschieden.

Sprechangst

Die Sprechangst oder Logophobie wird häufig auch mit Begriffen wie Redehemmung, Lampenfieber, Publikumsangst, Redeangst, Leistungsangst, Kommunikationsangst, oder Sozialangst gleichgesetzt oder eng in Beziehung gebracht. Die starke Angstreaktion ist mit entsprechenden Vermeidungs- und Fluchttendenzen verbunden. Versucht ein Betroffener die angstauslösenden Sprechsituationen zu meiden, wird es ihm oft unmöglich, seine Anliegen und Bedürfnisse zu verwirklichen.

Emetophobie

Bei der Emetophobie hat der betroffene Mensch eine oftmals unerklärliche, völlig irrationale Angst vor jeglicher Art des Erbrechens.
Typisches Symptom ist die Angst
• sich selbst zu übergeben, unabhängig davon, ob alleine oder in der Anwesenheit anderer
• miterleben zu müssen, wie andere Personen oder Tiere sich übergeben
• vor jeglicher Konfrontation mit dem Thema, z. B. durch Medien oder in Gesprächen
Diese Angststörung kann eine dauerhaft anhaltende sein, die sich in einem ständigen Übelkeitsgefühl äußert. Sie kann sich aber auch an bestimmten Situationen festmachen und ganz plötzlich auftreten. Die Betroffenen haben in ihrem Alltag häufig strenge Routinen und festgelegte Abläufe. Störungen dieser Abläufe verursachen sofort Ängste und das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren.
Welche Ursachen hat die Angst vor dem Erbrechen?
Genaues weiß man nicht. Es existieren Vermutungen über traumatisierende Erlebnisse im Kindesalter. Bei vielen ist die Angst vor der Übelkeit auch ein Ausdruck mangelnden Selbstvertrauens und Selbstbewusstseins. Die meisten Menschen mögen es nicht, wenn sie nicht selbst entscheiden können, was sie tun wollen. Dennoch lassen es sich viele gefallen, wenn sie ständig fremdbestimmt leben müssen.